Dänemark, Schweden

Auf der Jagd nach territorialen Ansprüchen im ewigen Eis

Schweden hilft Dänemark, Interessen in der Arktis wissenschaftlich zu untermauern. Seit Ende Juli ist der schwedische Eisbrecher Oden zwischen Grönland und dem Nordpol unterwegs. An Bord die dänisch-schwedische Forschergruppe unter dem Namen LOMROG III. Ihr Auftrag ist es, den Meeresboden zu erkunden, mit dem Ziel Daten zu sichern, die belegen können, welchen Anspruch Dänemark an der Arktis hat.

Radio Schweden hat mit Christian Marcussen gesprochen. Der Forscher vom dänischen geologischen Institut GEUS befindet sich zurzeit auf der Oden und erklärt via Satellitentelefon, worum es dabei geht.

Wir sind dabei, Messungen hier in diesem Gebiet durchzuführen. Das ist Teil des dänischen Kontinentalsockelprojektes. Wir arbeiten im Rahmen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen, speziell des Artikel 76. Der gibt den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, ihr Recht auf den Untergrund über die Zone von 200 Seemeilen zu erweitern. Wir erheben Daten um diesen Anspruch zu dokumentieren.

Radio Schweden:
Wie viele Daten haben Sie bisher gesammelt?

Marcussen:
Dies ist die dritte LOMROC Expedtion. Wir waren in diesem Gebiet schon 2007, 2009 und eben jetzt. Dies hier ist wahrscheinlich die letzte Expedition hier in diesem Gebiet.

Radio Schweden:
Können Sie schon Aussagen machen, nach den bisherigen Messungen? Ihre Expedition ist ja schon seit Ende Juli unterwegs.

Marcussen:
Der Prozess sieht anders aus. Es gibt drei Küstenstaaten, die Ansprüche haben. Das sind wir Dänen über Grönland, Kanada und Russland. Die legen ihre Daten einer Kommission vor. Diese Kommission gibt dann eine Empfehlung ab. Aber diese Kommission nimmt nicht Stellung, wer welches Gebiet bekommt. Das wird zwischen diesen Staaten dann verhandelt. Wir sammeln wie die Kanadier und die Russen Daten ein. Dann machen wir unsere Arbeit und das wird dann der Kommission vorgelegt. Die gibt dann ihre Empfehlung ab und dann müssen sich die drei an einen Tisch setzen. Das ist ein langsamer Prozess, der vielleicht noch über ein Jahrzehnt dauern wird.

Radio Schweden:
Ausschlaggebend sind also ihre Daten. Was passiert mit diesen?

Marcussen:
Das ist nicht korrekt, denn auch die Daten, die von den anderen Ländern eingesammelt werden, sind ausschlaggebend. Die Empfehlung der Kommission ist dann natürlich wichtig, aber wenn es überlappende Ansprüche gibt, muss verhandelt werden.

Radio Schweden
Was geschieht, wenn ihre Expedition Mitte September zu Ende geht?

Marcussen:
Das ist ein langer Prozess der Analyse. Wir werden unsere Dokumentation wahrscheinlich Ende 2014 den Vereinten Nationen übergeben. Da es eine ganze Reihe von anderen Ansprüchen gibt, wird das dauern. Wir müssen sicher noch sechs Jahre auf eine Entscheidung der Kommission warten.

Radio Schweden:
Hinter Ihrer Arbeit stehen auch große wirtschaftliche Interessen. Bekommen sie zu spüren, dass Einfluss auf ihre Arbeit genommen wird?

Marcussen:
Für mich ist das ein ganz natürlicher wissenschaftlicher Prozess. Wir dokumentieren Daten. Es ist wirklich eine Frage, ob es tatsächlich wirtschaftliche Interessen gibt. Das Gebiet ist von Eis bedeckt, wie viel Öl oder Bodenschätze hier tatsächlich liegen, ist die ganz große Frage.